Die während des Skiurlaubs im Januar geborene „Schnapsidee“, mal mit dem Rad aufs Stilfser Joch (Südtirol) zu fahren, wurde jetzt tatsächlich im Alleingang von Rolf in die Tat umgesetzt.
Anfangs hatten mehrere unserer SVE – Radsportler Interesse bekundet und hierzu wollten sie den autofreien Tag (Stelviobike Day) am Stilfser Joch Ende August nutzen. Im letzten Jahr hatte diese spektakuläre Tour eine imposante Teilnehmerzahl von 11.655 Radsportlern. Doch dieses Jahr musste wegen der Corona Pandemie diese Großveranstaltung gestrichen werden und letztendlich blieb nur noch Rolf als „Teilnehmer“ übrig.
Die Vorbereitung auf die Tour begann dann im Februar mit dem Lesen von Erfahrungsberichten, Kommentierungen und mit Anschauen von YouTube – Videos.
Mythos Stilfser Joch
„Die Königin der Passstraßen“ und „höchster Rummelplatz Europas“ sind die beiden meistgebrauchten Beinamen des Stilfser Jochs. Seinen Ruf in der Szene verdankt der Passo Stelvio der nordöstlichen Auffahrt, im Sprachgebrauch der Cracks als „Ostrampe“ bezeichnet. Unbestritten ist jedoch, dass es sich mit 2757 m Höhe nicht nur um den höchsten Straßenpass Italiens handelt, sondern nach dem Col de l’Iséran, um die zweithöchste Passstraße der Alpen. Die klassische 48-Kehren-Auffahrt von Prad gehört wohl zu den bekanntesten und prestigeträchtigsten Anstiegen Europas.
Die Kehren schrauben sich bei durchschnittlich 9 – 11% und maximal 15% Steigung nach oben.
Bis zur Kehre 31 führt die Straße durch den Wald und nach dem ersten Drittel geht einem durch den Kopf: „Kann nicht mehr so schlimm werden.“ Oh doch!
Die Kehre 29 liegt knapp unter der Baumgrenze und öffnet den Blick auf das zentrale Bergmassiv im Nationalpark Stilfser Joch, den vergletscherten Ortler. Ab der 24 ist der Blick frei und man ahnt, was tatsächlich noch alles auf einen zukommt. Der Anblick der noch zu fahrenden Kehren ist ernüchternd (hier der Blick vom Gipfel in umgekehrte Richtung). Am besten einfach nur Treten und den wirklich unglaublichen Ausblick genießen.
Weniger Trainierte greifen spätestens an der Franzenshöhe (2188 m), beim Blick auf den Pass nach oben, auf ihre Motivationsreserven zurück. Spätestens hier stellt sich die Frage nach dem warum und wie soll man das überhaupt schaffen?
Aber keine Sorge. Spätestens in der Kehre 14 erreicht der Endorphin Spiegel eine ungeahnte Höhe oder es geht eben gar nichts mehr, hier ist dann auch mal schieben erlaubt. Die letzten Kurven bis zum Pass sind durch die dünne Höhenluft für alle nicht ohne.
Und dann…endlich! 48 Kehren und etliche Höhenmeter bezwungen, 2.757 m Passhöhe, runter vom Rad, Blick zum Ortler, ganz, ganz tief durchatmen, sich über das Erreichte freuen und nur noch genießen.
Als hilfreich empfand Rolf, dass bei den letzten 7 Kilometern die Kilometrierung auf der Straße aufgepinselt war. „Allerdings kann man sich gar nicht vorstellen, wie lange man bergauf im 1. Gang, bei Steigungen bis zu 15%, für einen Kilometer benötigt. Am Gipfel angelangt, ist der Körper so voller Adrenalin, dass man nach dieser brutalen Tour keinerlei Schmerzen verspürt. Im Nachhinein kann ich feststellen, dass ich mich vorher beim Sport noch nie so verausgabt hatte“, so O-Ton Rolf.
Natürlich muss man dann irgendwann wieder runter vom Gipfel und dazu nahm er die Route über den Umbrailpass und konnte so gleichzeitig seinen zweiten Alpenpass „mitnehmen“, wenn auch dieses Mal von oben nach unten.
In flotter Fahrt, der Tacho zeigte des Öfteren bis zu 55 km/h an, ging es über die Schweiz (Müstair) zurück zur Basis nach Mals ins dortige Hotel Tyrol.
Ein äußerst anstrengender Tag ging zu Ende und wurde entsprechend abgerundet.
Doch manch einer wird sich fragen, wie trainiert man für solch eine Ereignis, fehlt es uns hier doch an echten Bergen? Da bleibt dann nur das mehrfache und hintereinander Befahren vom Kandelgrund, von Ernstweiler aus hoch zum Freudenbergerhof, die Bergrennstrecke nach Käshofen und der Hungerberg übrig, um nur einige Routen zu nennen. Natürlich zählten die Mittwochs-Ausfahrten und der Zweitagesausflug der Einöder Radsportler in die Pfälzer Weinberge mit zum Trainingsprogramm.
Bedanken möchte sich Rolf aber auch insbesondere noch bei der Firma
in Einöd und hier in Persona bei Pascal Horn und Klaus Reinhardt. Das Rad war in einem Topzustand, dafür vielen Dank!!!
Comments are closed